Die BAG EJSA im Gespräch mit Frank Bsirske (GRÜNE)

23.05.2023

Die BAG EJSA im Gespräch mit Frank Bsirske, GRÜNE

Berufliche und soziale Integration

Christine Lohn, Frank Bsirkske, Lisa Steinberg, Christiane Weidner (von links nach rechts)

Der Abgeordnete benannte als aktuell größte Themenfelder für seine Bundestagsfraktion die Ausbildungsgarantie und den Fachkräftemangel. Für beide anstehende Gesetzgebungsverfahren haben die GRÜNEN konkrete Vorstellungen, die es nun den Koalitionspartner*innen gegenüber zu vertreten gilt.

Das Gesetz zur Stärkung der Aus- und Weiterbildungsförderung verstehen die GRÜNEN als Prozess. Hauptanliegen dabei ist, jungen Menschen mit beruflichen Integrationsschwierigkeiten, die den Weg in und durch eine Ausbildung nicht allein zu bewerkstelligen in der Lage sind, die benötigte bedarfsgerechte, individuelle Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Eine intensive Begleitung vor, während und noch bis zu einer Zeit von 6 Monaten nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung hält Frank Bsirske dabei für unabdingbar. Er benannte konkrete Umsetzungsbeispiele aus seinem Wahlkreis, in denen dieses Konzept bereits seit langem erfolgreich umgesetzt wird und die für ihn als Blaupause für die zu schaffenden gesetzlichen Regeln dienen. Wichtig ist ihm, dass im Gesetz ein entsprechendes Normativ (analog §1 SGB VIII) formuliert und allen konkreten Regelungen zugrunde gelegt wird.

Lisa Steinberg begrüßte das Vorhaben, die Ausbildungsgarantie als einen Prozess weiterzudenken und flexible und individuelle Unterstützung auf dem Weg in den Beruf zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zu verbessern und Jugendberufsagenturen weiterzuentwickeln. Die Rolle der Jugendhilfe mit ihrem Ansatz der Persönlichkeitsentwicklung sollte in den JBA gestärkt werden. Junge Menschen sollten mehr in die Gestaltung von Jugendberufsagenturen und Angeboten einbezogen werden, sodass sie konkrete und für sie subjektiv sinnvolle Hilfestellungen erhalten und Orte mitgestalten können, wo sie gerne hingehen.

Christine Lohn lenkte den Fokus mit Blick auf die notwendige Mobilität auf das Jugendwohnen nach §13 (3) SGB VIII, bei dem es um die Unterstützung junger Menschen beim Erlernen von eigenständigem Wohnen und Leben geht, spezifisch auch im Kontext von Ausbildung. Hier werden die Bedarfe der jungen Menschen in dieser sensiblen Phase des Übergangs in die Eigenständigkeit berücksichtigt. Leider fehlt gerade in urbanen Räumen regelmäßig eine Anschlussperspektive, da bezahlbarer Wohnraum nicht nur für die Zielgruppen der Jugendsozialarbeit immer schwerer zu finden ist.  

Die Förderung der Mobilität – hier also auch mit Blick auf das Fördern und Ermöglichen des Wohnens – müssen die Diskussionen und Gesetzesvorhaben zu Themen der Ausbildungsförderung deutlich mehr im Blick haben. Auszubildende brauchen Perspektiven, um sich für einen anderen Lebensort zu entscheiden.

Zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz betonte Frank Bsirske, dass seine Fraktion Möglichkeiten der Öffnung des Arbeitsmarkts und gesetzlicher Änderungen hin zur Ermöglichung eines Spurwechsels befürwortet und gegenüber den anderen Regierungsparteien ausdrücklich einfordert. In diesem Kontext machte er sein Unverständnis dahingehend deutlich, dass sich viele junge Geflüchtete und Migrant*innen in Deutschland aufhalten, ohne den Weg in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt finden zu können. Geltendes Recht blockiere hier jegliche Bewegung, gleichzeitig wird den Betroffenen mangelnde Integration und Ausnutzung des Sozialstaats vorgeworfen. Ein weiteres strittiges Thema ist die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. Hierbei wird deutlich, dass für die duale Berufsausbildung wenig vergleichbare Abschlüsse im Ausland vorhanden sind. Gleichzeitig fehlt eine grundlegende Anerkennung von Fertigkeiten und Kenntnissen, die Menschen in ihrem Berufsleben erworben haben und die sie zur Ausübung von Berufen in Deutschland befähigen, auch wenn sie das nicht mit amtlichen Dokumenten belegen können. Zudem müsste sehr viel klarer eine echte Bleibeperspektive eröffnet werden.

Die Teilnehmenden bedankten sich gegenseitig für das konstruktive Gespräch und verabredeten, in gutem Kontakt zu bleiben.