Jugendmigrationsdienste (JMD)

Die Jugendmigrationsdienste (JMD) wirken als Unterstützungssystem für junge Menschen mit besonderem Förderbedarf. Sie nehmen zugleich eine wichtige gesellschaftliche Funktion wahr, indem sie sich für gegenseitige Toleranz und für den Abbau von Zugangsbarrieren für zugewanderte junge Menschen einsetzen und die Öffentlichkeit für ihre Bedarfe und Potenziale sensibilisieren.

Gesetzliche Grundlagen der Arbeit

Jugendmigrationsdienste werden durch den Kinder- und Jugendplan des Bundes im Programm „Integration junger Menschen mit Migrationshintergrund“ gefördert. Zudem ist im § 45 des Aufenthaltsgesetzes geregelt, dass der Bund neben dem Angebot der Integrationskurse auch ein ergänzendes sozialpädagogisches und migrationsspezifisches Beratungsangebot vorhält. Für die Zielgruppe der jungen Menschen wird dieser Auftrag durch die JMD umgesetzt.

Junge Menschen mit Migrationsgeschichte bringen viele Kompetenzen mit und sind eine Bereicherung für unsere Gesellschaft. Junge Menschen, die Unterstützung benötigen, gilt es individuell zu stärken.

In Deutschland ankommen

Junge Menschen mit eigener oder familiärer Migrationsgeschichte benötigen jugend- und migrationsspezifische Unterstützungs- und Beratungsangebote für eine gelingende Integration. Die Jugendmigrationsdienste nehmen als Fachdienst der Kinder- und Jugendhilfe diese Aufgabe wahr. Sie begleiten die jungen Menschen kontinuierlich bei der sozialen, sprachlichen, schulischen und beruflichen Integration, auch über mehrere Lebensphasen hinweg. Ziel ist die Entwicklung einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit gemäß §1 SGB VIII.

Zielgruppe der JMD

Zielgruppe der JMD sind alle jungen Menschen mit Migrationsgeschichte vom 12. bis zum vollendeten 27. Lebensjahr. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den neu eingewanderten jungen Menschen. Junge Menschen, die in Deutschland aufgewachsen oder hier geboren sind, werden in den JMD im Rahmen der "nachholenden Integration" begleitet.

Zukunftsperspektiven entwickeln

Die JMD entwickeln mit den jungen Menschen realistische Zukunftsperspektiven, die die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die verfügbaren Angebote für die Zielgruppe berück­sichtigen. Im Gemeinwesen vernetzen die JMD Institutionen, Initiativen und weitere gesellschaftliche Akteure, um neue Angebote für junge Menschen mit Migrationsgeschichte bedarfsgerecht zu entwickeln und vorhandene zu verknüpfen.

Netzwerkarbeit

Zur Erfüllung ihrer Aufgaben arbeiten die Jugendmigrationsdienste mit relevanten Akteur*innen in den Handlungsfeldern von Bildung, Ausbildung, Beruf und Soziales zusammen, wie beispielsweise Schulen, Betriebe, Arbeitsverwaltung, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Vereine und Migrant*innenorganisationen. Die JMD kooperieren eng mit den Trägern der Integrationskurse, um die sozialpädagogische Begleitung der jungen Menschen in den Integrations­kursen bedarfsgerecht zu gewährleisten.

Kompetenzen anerkennen

Die JMD unterstützen die jungen Menschen bei der Anerkennung ihrer Kompetenzen und ihrer mitgebrachten Bildungs- und Berufsabschlüsse, damit sie ihre Bildungswege möglichst nahtlos fortsetzen können. Die Bildungsberatung Garantiefonds Hochschule, die bei den JMD angesiedelt ist, berät junge Menschen über Studienmöglichkeiten.

Bildungsberatung Garantiefonds Hochschule

Viele eingewanderte junge Menschen möchten eine im Herkunftsland begonnene akademische Ausbildung fortsetzen. Die Bildungsberaterinnen und -berater der Jungendmigrationsdienste beraten sie bis zur Aufnahme eines Studiums. Zudem besteht für junge Spätaussiedler*innen und junge geflüchtete Menschen die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung bei der Aufnahme oder Fortsetzung einer akademischen Laufbahn zu erhalten (Richtlinien Garantiefonds-Hochschule). Aufbauend auf den Integrationskursen werden Kurse zum Erlernen der deutschen Sprache bis zum Niveau C 1 angeboten. Ebenso wird die Teilnahme an Kursen zur Erlangung der deutschen Fachhochschul- beziehungsweise Hochschulreife (sogenannte Sonderlehrgänge der Länder) und an Studienkollegs und Vorbereitungskursen zum Studienkolleg unterstützt.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.bildungsberatung-gfh.de

Gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen

Durch Gruppen- und Freizeitangebote ermöglichen die JMD den jungen Menschen, soziale Kontakte mit Gleichaltrigen aufzubauen, eröffnen ihnen Wege der gesellschaftlichen Teilhabe, z.B. in Jugend­verbänden, Vereinen und Initiativen und unterstützen sie bei der Selbst­organisation und politischen Partizipation. Ergänzend fördern die JMD freiwilliges Engagement im Jugendmigrationsdienst und in anderen geeigneten Einrichtungen und bieten die not­wendige fachliche Begleitung. Weitere Informationen finden Sie in unserem Fachkonzept.

Diskriminierung entgegenwirken

Junge Menschen mit Migrationsgeschichte erleben in ihrem Alltag immer wieder Diskriminierungen. Die Jugendmigrationsdienste unterstützen und begleiten als Teil der Jugendsozialarbeit die notwendigen Bewältigungsprozesse. Sie bieten Raum für ein diskriminierungssensibles Miteinander und die Wahrnehmung von Diskriminierungserfahrungen von Ratsuchenden. Zudem stellen die JMD betroffenen jungen Menschen Empowerment-Räume und Ressourcen zur Verfügung. Sofern von Ratsuchenden gewünscht, begleiten die JMD-Mitarbeitenden sie auch bei rechtlichen Schritten, in Kooperation mit den entsprechenden Fachdiensten.

Das Aufgabenprofil der JMD wurde 2021 offiziell um die Aufgabe „Stärkung und Unterstützung junger Menschen bei der Aufarbeitung und Überwindung eigener Diskriminierungserfahrungen“ erweitert. Die Trägerverbände der JMD haben ergänzend das Positionspapier „Diskriminierungskritisches Professionsverständnis im JMD“  entwickelt. Daran angehängt gibt es eine Checkliste mit Empfehlungen für die Praxis der JMD-Arbeit unter diskriminierungskritischen Aspekten.

Politische Interessenvertretung

Die BAG EJSA ist verantwortliche Zentralstelle des Bundes für die gut 160 Jugendmigrationsdienste (JMD) in evangelischer Trägerschaft. Sie berät Verbände und Einrichtungen der evangelischen Jugendsozialarbeit zum Bundesprogramm der Jugendmigrationsdienste und zu dort angesiedelten Modellprojekten. Gemeinsam mit den Mitgliedern nimmt sie die fachpolitische Interessen­vertretung gegenüber Bund, Ländern und Kommunen wahr.