Rechte Strategien in Jugendwelten
Handlungsmöglichkeiten für eine demokratiefördernde Jugend(sozial)arbeit
Jugendliche waren schon immer interessant für die extreme Rechte. Aber wie und wo macht sie sich für Jugendliche attraktiv? Und wie können Jugendarbeit und politische Jugendbildung darauf reagieren? Diesen Fragen ging eine virtuelle Fachtagung am 3./4. März 2021 nach, mit der die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit (BAG EJSA) und vier weitere bundesweite Fachorganisationen den fachlichen Austausch zu Rechtsextremismus und Rechtspopulismus fortsetzen.
Neugierig, unbequem, politisch
Nach wie vor agieren Rechte in strukturschwachen Regionen, sie dominieren jugendkulturelle, zum Teil auch migrantische Milieus. Rechte Strategien zur Verbreitung rassistischer, antisemitischer und antifeministischer Positionen fokussieren aber längst nicht mehr auf bestimmte Regionen und Subkulturen. Über die sozialen Medien, Online-Games und Chat-Apps verbreiten rechte Akteur*innen Hatespeech, Verschwörungserzählungen und Drohungen gegen politisch Andersdenkende, aber auch Vergemeinschaftungsangebote, Widerstandsästhetik und Allmachtsfantasien.
Neben inhaltlichen Impulsen zu Verschwörungsmythen als Radikalisierungsbeschleuniger, der Agitationen der Grauen Wölfe in Deutschland sowie der intensiven Auseinandersetzung mit den sich wandelnden rechten Strategien im Gaming-Bereich bot die Tagung einen Rahmen zu bundesweitem Austausch und Vernetzung unterschiedlicher pädagogischer und präventiver Projekte. In Arbeitsgruppen wurden Handlungsstrategien für konkrete Szenarien extrem rechter Einflussnahme auf den politischen Diskurs und das gesellschaftliche Zusammenleben entwickelt.
Die Frage des Abschlusspanels galt nicht vordergründig der Zusammenfassung der Tagung. Vielmehr wurde diskutiert, was die gesellschaftlichen Veränderungen und ihre Auswirkungen auf politische Mehrheitsverhältnisse für das „Superwahljahr“ 2021 bedeuten: Wie können Jugendsozialarbeit und politische Jugendbildung junge Menschen bei ihrer (ersten) Wahl begleiten und welche Angebote sind nötig mit Blick auf einen politischen Diskurs, der immer stärker in digitalen Medien stattfindet und zur Polarisierung neigt? Das Fazit: Jugendarbeit und Jugendbildung müssen sich an den Themen und Mediennutzungsgewohnheiten der Jugendlichen orientieren, ihre Interessen vertreten und gleichzeitig eine klare Position für ein demokratisches Zusammenleben einnehmen: neugierig, unbequem und politisch.
Zum vollständigen Programm der Tagung.