Gruppenangebote mit und in der Natur erleben
Bericht über die Fortbildung: vom 16.09.-18.09. in Marburg
Die dreitägige Fortbildung in Marburg bot sozialpädagogischen Fachkräften wertvolle Einblicke in die Nutzung der Natur als pädagogischen Raum. Angelehnt an das Konzept von Loris Malaguzzi, einem der Begründer des Reggio-Pädagogik-Ansatzes, der den Raum als dritten Pädagogen beschreibt, kann ebenfalls der Naturraum als Ort in dem Lern- und Entwicklungsprozesse angeregt werden, verstanden werden.
In einer Zeit, in der psychische Belastungen und Stress zunehmen, liefert die Natur kraftvolle Ansätze, um Resilienz zu fördern und Kindern und Jugendlichen Räume zur Selbstentfaltung zu bieten. Die Teilnehmer*innen lernten praxisnahe Methoden, die sich unmittelbar in den pädagogischen Alltag integrieren lassen.
Der Naturraum bietet vielfältige Möglichkeiten ihn auf unterschiedliche Art zu nutzen. In der Naturarbeit/Naturpädagogik werden unterschiedliche Ansätze verfolgt.
Die Fachkräfte lernten Ansätze aus der Erlebnis-/Abendteuerpädagogik, Waldbaden – Achtsamkeit in der Natur und Übungen die im Naturraum durchführbar sind, kennen.
Waldbaden – Achtsamkeit in der Natur
Ein zentrales Element der Fortbildung war das Thema: Waldbaden, auch bekannt als Shinrin Yoku. Diese aus Japan stammende Methode lädt dazu ein, sich bewusst und achtsam in der Natur aufzuhalten. Durch einfache Übungen wie langsames Gehen, tiefes Atmen und die bewusste Wahrnehmung der Umgebung mit allen Sinnen, lernen die Teilnehmenden, wie sie Ruhe und Gelassenheit fördern können.
Hier finden sie ein paar Übungen, um dies selbst einmal auszuprobieren.
Erlebnispädagogik zur Förderung von Selbstvertrauen und Teamgeist
Susanne Kaiser vom bsj-marburg (Verein zur Förderung bewegungs- und sportorientierter Jugendsozialarbeit e.V.) stellte verschiedene Methoden aus der Erlebnispädagogik vor. Der erlebnispädagogische Ansatz möchte Kinder und Jugendliche durch direkte Erfahrungen und aktive Auseinandersetzung mit Herausforderungen zum Lernen und Wachsen anregen. Dieser Ansatz fördert nicht nur kognitive Fähigkeiten, sondern auch soziale Kompetenzen, Selbstbewusstsein und Verantwortungsbewusstsein. Zum Schluss ging Frau Kaiser noch auf rechtliche Aspekte ein. Mehr Informationen finden sie hier.
Potentialentfaltung in der Natur
Den Begriff Potentialentfaltung hat zu großen Teilen der Neurobiologe Gerald Hüther geprägt. Er beschreibt Potentialentfaltung als den Prozess, bei dem Menschen ihre angelegten Fähigkeiten und Talente durch positive soziale Interaktionen und Selbstwirksamkeit entfalten. Wesentlich dafür sind unterstützende Umgebungen, die Neugier und intrinsische Motivation fördern, da das Gehirn nur dann optimal lernt und wächst, wenn es in einer wertschätzenden und inspirierenden Gemeinschaft tätig ist. Potentialentfaltung ist dabei ein Prozess, der erst in und durch Beziehungen ermöglicht wird, die Sicherheit und Vertrauen bieten. Die Natur zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie Wachstum und Entwicklung in einem harmonischen Lebensrhythmus geschehen. Dieser natürliche Prozess lässt sich auf die persönliche und soziale Entwicklung von Menschen übertragen.
Die Fachkräfte lernten Methoden kennen, um Kindern und Jugendlichen durch Naturerfahrungen zu unterstützen, Unsicherheiten zu überwinden, sich selbst zu akzeptieren und ihre Potenziale zu entdecken. In Imaginations- und Begegnungsübungen erlebten die Teilnehmer*innen, wie die Selbstwahrnehmung durch die Verbindung mit der Natur verbessert werden kann.
Zusammenfassung
Die Teilnehmer*innen erarbeiteten sich in dieser Fortbidlung nicht nur theoretisches Wissen, sondern erhielten praktische Werkzeuge für ihren Berufsalltag. Die vorgestellten Methoden ermöglichen es, die Natur als Ressource zu nutzen, um Resilienz zu stärken, emotionale Erschöpfung zu verhindern und Kindern sowie Jugendlichen Räume der Erholung und Selbsterfahrung zu bieten. Besonders in der Arbeit mit Gruppen können die Fachkräfte durch die erlernten Ansätze die sozialen und emotionalen Fähigkeiten der Jugendlichen fördern und gleichzeitig eigene Stressbewältigungsstrategien entwickeln.
Die Fortbildung „Gruppenangebote mit und in der Natur erleben“ zeigte eindrucksvoll, wie die Natur als kraftvoller Ort der Reflexion und des Lernens genutzt werden kann – sowohl für Fachkräfte als auch für die jungen Menschen.