Im Interview: Einseitiges Geschlechterbild in den sozialen Medien

Wie präsentieren sich Jungen* und Mädchen* in den Sozialen Medien?

Zu dieser Frage wurde Susanne Käppler im Januar von Patricia Averesch,  freie Mitarbeiterin von epd Sozial, interviewt.

Auszüge aus dem Interview, das in Teilen in Chrismon und in regionalen Tageszeitungen veröffentlicht wurde (zitiert aus Chrismon vom 13.01,2020):

Die Mehrheit der Influencerinnen und Influencer in sozialen Netzwerken wie Youtube und Instagram präsentiert sich nach Ansicht der Sozialpädagogin Susanne Käppler (55) einseitig und geschlechtertypisch. "Junge Frauen erklären zum Beispiel, wie man sich schminkt und vermitteln Schönheitsideale", sagte die Referentin der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Stuttgart. Beispiele dafür seien die bei Mädchen beliebten Kanäle wie "Bibis Beauty Palace" und "Dagi Bee" mit mehreren Millionen Abonnenten.

Auch viele männliche Influencer seien bemüht, sich als möglichst maskulin darzustellen, etwa indem sie im Netz ihren durchtrainierten Oberkörper zeigten. "Die Bilder haben Macht", betonte Käppler, die fachlich für Mädchensozialarbeit und Gender Mainstreaming zuständig ist. Die Instagram- und Youtube-Stars hätten für viele Jugendliche eine Vorbildfunktion. "Sie geben Mädchen und Jungen vor, wie sie sich angeblich zu verhalten haben." Eine Umfrage von der Kinderhilfsorganisation Plan International zeige sogar, dass Jugendliche, die besonders aktiv in sozialen Medien seien, stärkere stereotype Ansichten zur Rollenverteilung zwischen Mann und Frau hätten.

Käppler fügte hinzu, dass es in den sozialen Netzwerken aber auch Angebote gebe, die gezielt versuchten, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen. Die Youtuberin Mai-Thi Nguyen Kim erkläre auf ihrem Kanal "maiLab" zum Beispiel naturwissenschaftliche Prozesse und die Organisation "Pinkstinks" informiere auf Instagram über eng gefasste Geschlechterrollen.

Auch für die LGBTQ-Bewegung, die lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle und queere Menschen vertritt, sieht Käppler eine Chance, sich über Social Media Gehör zu verschaffen. "Die sozialen Medien bieten das Potenzial, Geschlechterbilder zu verändern."