Die BAG EJSA im Gespräch mit Ralph Edelhäußer, CSU
Bildung in der Jugendsozialarbeit
Im Gespräch mit Ralph Edelhäußer am 8. Mai standen folgende Themen im Mittelpunkt des Austausches: Mangelhafte Datenlage zu den Angeboten der Jugendsozialarbeit; Schulsozialarbeit und die neue rechtliche Grundlage im §13a; Schluabsentismus; Mental Health Coaches und das Start-Chancen-Programm.
Kritisch beleuchtet wurde, dass es zu allen Feldern der Jugendsozialarbeit an verlässlichen Daten und Statistiken fehlt. Einzige Ausnahme ist die Arbeit der Jugendmigrationsdienste (JMD), über die es Dank der statistischen Datenerfassung im Servicebüro JMD in Bonn eine sehr gute Datenlage gibt. Auch zur Schulsozialarbeit gibt es keine bundesweit verlässlichen Zahlen, um Weiterentwicklungs- und Ausbaubedarfe konkret benennen zu können. Die Jugendhilfestatistik bildet die Handlungsfelder der Jugendsozialarbeit nur unzureichend ab.
Ein zweites Thema waren die Folgen der SGB VIII-Reform, die die Schulsozialarbeit explizit im neuen § 13a SGB VIII verankerte. Problematisch ist aus Sicht der BAG EJSA die interpretatorische Öffnung zur Definition von Schulsozialarbeit in den Ländern, mit der der Gesetzgeber die bestehende Uneinheitlichkeit legitimiert. Nicht jede Form der Schulsozialarbeit legt zum Beispiel derzeit den Fokus auf die individuelle Entwicklung der jungen Menschen, in Niedersachsen ist die Schulsozialarbeit mit der Verankerung im Schulgesetz außerhalb der Kinder- und Jugendhilfe und in Nordrhein-Westfalen bestehen verschiedene Formen der Schulsozialarbeit nebeneinander.
Zum Thema Schulabsentismus wurde im Gespräch deutlich, dass sich das Problem im Zuge der Corona-Pandemie – nach Aussagen von Lehrer*innen sowie Schulsozialarbeiter*innen – verschlimmert hat. Doch auch hierzu gibt es keine belastbaren bundesweiter Daten.
Ralph Edelhäußer stellte fest, dass sich manche Schulleiter*innen scheuen, mehr Unterstützung durch Schulsozialarbeit einzufordern. Er berichtete aus seiner Perspektive von den Anfängen der Schulsozialarbeit an Mittelschulen und dem Ausbau des Angebots in den weiterführenden Schulen der Landkreise. Auch er stellt einen Wandel in der Einstellung zur Schulsozialarbeit fest. Hatte Schulsozialarbeit früher eine negative Anhaftung, ist die Erkenntnis gewachsen, dass Schulsozialarbeit überall und zu jeder Zeit mit ihren wertvollen Angebote zum Wohle der jungen Menschen wichtig ist. Der Abgeordnete sagte zu, sich in seinem Wahlkreis und ggf. dem Umfeld nach dem aktuellen Stand der Schulsozialarbeit zu erkundigen.
Auch das Modellprojekt Mental Health Coaches (MHC) als Teil des neuen Bundesprogramms „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ interessierte Ralph Edelhäußer sehr. Die BAG EJSA und der Abgeordnete teilten die Kritik, dass ein auf ein Schuljahr befristetes Bundesprogramm zu dieser komplexen Problematik nur richtungsweisend für weitere Entwicklungen auf Landes- und kommunaler Ebene sein kann.
Als letztes aktuelles Thema wurde das „Startchancen-Programm“ des Bildungsministeriums thematisiert. Obwohl die Regierungsfraktionen dieses laut Ralph Edelhäußer sehr positiv angekündigt haben, sind im Parlament und im Familienausschuss bisher kaum Details bekannt gegeben worden.
Nach Informationen der BAG EJSA werden im BMBFT ein Konzept und Eckpunkte erarbeitet. Auf Nachfrage des Abgeordneten wurde seitens der BAG EJSA bestätigt, dass eine fortlaufende, programmbegleitende Bewertung erfolgen soll. Damit soll erreicht werden, dass weitere Schulen außer den 4000 direkt begünstigten von den Ergebnissen und Erkenntnissen profitieren.
Abschließend bedankten sich alle Seiten für das bereichernde, sehr informative und offene Gespräch und vereinbarten, mindestens einmal jährlich im Frühjahr in den Austausch zu treten, anlassbezogen gerne auch kurzfristig.