„Psychische Beeinträchtigungen bei jungen Menschen in Angeboten der Jugendsozialarbeit“

17.09.2020

Expert*innengespräch zum Thema „Psychische Beeinträchtigungen bei jungen Menschen in Angeboten der Jugendsozialarbeit“

Das veranstaltungsleitende Themenheft „Psychische Beeinträchtigungen bei jungen Menschen in Angeboten der Jugendsozialarbeit“ (BAG EJSA 2019) wurde vor dem Hintergrund der Zunahme psychischer Beeinträchtigungen und der sich daher verändernden Bedingungen in den Einrichtungen und Diensten der Jugendsozialarbeit veröffentlicht. Mit Blick auf die Politik möchte das Heft dazu beitragen, dass dem geschilderten Handlungsfeld speziell sowie allen Zielgruppen der JSA insgesamt stärkere Beachtung zukommt, die Relevanz und Leistungen der Jugendsozialarbeit anerkannt werden sowie deren Förderbedarfen in der Ausgestaltung der Angebote Rechnung getragen wird.

Im Gespräch mit den MdB

Nach Begrüßung durch Petra Densborn führte Günter Buck in das veranstaltungsleitende Themenheft „Psychische Beeinträchtigungen bei jungen Menschen in Angeboten der Jugendsozialarbeit“ (BAG EJSA 2019) ein, das vor dem Hintergrund der Zunahme psychischer Beeinträchtigungen und der sich daher verändernden Bedingungen in den Einrichtungen und Diensten der Jugendsozialarbeit unter der fachlichen Federführung von Günter Buck veröffentlicht wurde.

Die Publikation soll den Blick auf die spezifische Zielgruppe der Jugendsozialarbeit lenken und Impulse geben für ein tieferes Verständnis dieser jungen Menschen und ihrer Lebensbedingungen sowie für verbesserte Angebote für die Betroffenen und deren Betreuung. Mit Blick auf die Politik möchte das Heft dazu beitragen, dass dem geschilderten Handlungsfeld speziell sowie allen Zielgruppen der Jugendsozialarbeit insgesamt stärkere Beachtung zukommt, die Relevanz und Leistungen der Jugensdozialarbeit anerkannt werden sowie deren Förderbedarfen in der Ausgestaltung der Angebote Rechnung getragen wird.

Rudolf Schulz berichtete aus der Arbeit und widerlegte dabei das oft zitierte Vorurteil, junge Menschen mit spezifischen Förderbedarfen würden überwiegend in ALG II-Haushalten sozialisiert werden. Anja-Brigitte Holmer stellte den Betrieb des Ausbildungsrestaurants vor. Die hier tätigen Azubis weisen die unterschiedlichsten Problemlagen auf (von Depressionen über Epilepsie, Drogenmissbrauchs- oder Delinquenzerfahrungen) und haben häufig bereits Ausbildungsabbrüche aufgrund von Fehlzeiten (etwa wegen Klinikaufenthalten, Rückfällen u.a.m.) erlebt. Die Arbeit von Pro Beruf stellt eines der sehr wertvollen Jugendsozialarbeit-Praxis-Beispielen dar, die im Themenheft nachzulesen sind. (Link für Bestellungen)

 

Im Gespräch mit den MdB und Gästen wurden folgende Themen vertieft angesprochen:

Kontextabhängigkeit der Elternarbeit/-einbindung

Bei Hauptschulabschlussklassen ist sie ein wichtiger Bestandteil, nimmt mit ansteigendem Alter der Zielgruppen aber naturgemäß ab und ist abhängig von den sehr heterogenen Hintergründen der Elternhäuser.

Bedarfe zur Weiterentwicklung im SGB VIII mit Blick auf die spezielle Zielgruppe

Nötig wären eine grundlegende Absicherung der rechtskreis­über­greifenden Arbeit (VIII, II, III, XII und V) (auch) im Rahmen von Ausschreibungsverfahren, der Vorrang freihändiger Vergaben oder Beihilfen, flexible, bedarfsgerechte Angebotsausgestaltung, kontinuierliche Finanzierung der Arbeit durch auf Dauer angelegte Programm­konzipierung sowie Innovation.

(Vergleiche: BAG EJSA-Positionspapier „Evangelische Jugendsozialarbeit für ein inklusives SGB VIII“ (Link) sowie den Zwischenruf „Impulse für die bevorstehende SGB VIII-Reform  aus Sicht der rechtskreisübergreifenden Förderung am Übergang von der Schule in den Beruf“ des Kooperations­verbunds Jugendsozialarbeit (Link).

Abschlussbericht der „Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern“ des Bundestags

Der Abschlussbericht (Link) der „Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchterkrankter Eltern“ des Bundestags (Link), in dem ebenso  zur Verbesserung der Situation dieser Kinder und ihrer Eltern besser abgestimmte, leichter zugängliche und vernetztere Hilfen für die ganze Familie gefordert werden.

Notwendigkeit von Hilfen aus einer Hand

Die Notwendigkeit von Hilfen aus einer Hand und mehr bedarfsgerecht konzipierten Ausbildungsplätzen, die auf die speziellen Lebenslagen und Befähigungen dieser Zielgruppe eingehen.

Abschließend verwies Petra Densborn auf den 15. Kinder- und Jugendbericht, der die Verän­de­rungen in den Lebenslagen junger Menschen zwischen 12 und 27 Jahren beschreibt: Das SGB VIII muss dem besser gerecht werden, der aktuelle Gesetzgebungsprozess ist eine Chance dazu.

Alle Teilnehmer*innen bedankten sich beieinander für den angeregten, bereichernden Aus­tausch und man versicherte sich, dass es wichtig und auch allseits gewollt sei, dass man miteinander im Gespräch bliebe.

Bericht von Christiane Weidner, 19.09.2020