Die BAG EJSA im Gespräch mit Tina Winklmann, GRÜNE

31.05.2023

Die BAG EJSA im Gespräch mit Tina Winklmann, GRÜNE

Jugendsozialarbeit und Sport

Tina Winklmann, GRÜNEChristine Lohn und Lisa Steinberg (oben), Tina Winkelmann (unten)

Die BAG EJSA war zu einem Online-Gespräch mit der Abgeordneten verabredet, die einen Sitz im Ausschuss für Arbeit und Soziales im Deutschen Bundestag hat. Der Sport ist ihr ein Herzensanliegen.

Christine Lohn führte aus, dass die BAG EJSA als Bundesfachverband keinen Überblick über die Angebote der Jugendsozialarbeit im Bereich Sport hat. Es gibt vereinzelt Fan-Projekte, die pädagogisch begleitet sind und auch auf sportliche Aktivitäten fokussierte Angebote der Jugendsozialarbeit. In der Regel haben solche Angebote Projektstatus und sind nicht auf Verstetigung ausgelegt.

Die Abgeordnete machte deutlich, dass sie die integrierende und motivierende Wirkung des Sports besonders für junge Menschen in schwierigen Lebensumständen für hilfreich hält. Sie fokussierte hier auf junge Migrant*innen ebenso wie auf Mädchen* und junge Frauen*, für die es aus ihrer Sicht zu wenig spezifische Angebote gibt und hinterfragte, wie der Bund aus Sicht der BAG EJSA hier sinnvoll tätig werden kann.

Christine Lohn verwies auf das Bundesprogramm Respekt Coaches der Jugendmigrationsdienste: Hier ist es gelungen, die Arbeit der Jugendmigrationsdienste über ein Bundesprogramm mit der Arbeit der politischen Jugendbildung zu verzahnen und damit ein neues Angebot am Lernort Schule zu schaffen. Eine über ein Bundeprogramm initiierte Kooperation zwischen Angeboten der Jugendsozialarbeit und Sportverbänden im Sozialraum kann sie sich gut vorstellen. Hier sollte der Fokus auf junge Menschen gesetzt werden, denen eine pädagogische Begleitung den Einstieg in den Breitensport erleichtern würde. Im Rahmen eines solchen Programmes wäre es auch möglich, geschlechtsspezifische Angebote zu machen oder junge Migrant*innen und ihre Eltern gezielt anzusprechen.

Tina Winklmann machte deutlich, dass sie den Sport auch für die Sprachförderung als sinnvoll ansieht. Abseits von Unterrichtsräumen würden junge Menschen bei Sport und Spiel Sprachbarrieren abbauen. In diesem Zusammenhang fragte sie nach, wo die BAG EJSA die Herausforderungen sieht für die notwendigen politischen Prozesse zur Einwanderung. Deutschland braucht Fachkräfte – was brauchen junge Menschen, um hier anzukommen?

Christine Lohn führte aus, dass die Jugendmigrationsdienste und andere Beratungsangebote der Jugendsozialarbeit weniger mit Menschen zu tun haben, die als Fachkräfte oder zur Ausbildung einwandern. Hier geht es in erster Linie darum, jungen Menschen den Sinn von Ausbildung im Vergleich zu Gelegenheitsjobs deutlich zu machen. Viele dieser jungen Menschen haben den Druck, schnell Geld zu verdienen und nach Hause zu schicken. Ihnen erschließt sich kurzfristig nicht, dass eine Berufsausbildung auf längere Sicht finanziell attraktiver sein sowie weitere Vorteile mit sich bringen kann. Darüber hinaus wird bezahlbares Wohnen zu einem immer größeren Problem. Hier könnte ein Ausbau des sozialpädagogisch begleiteten Jugendwohnens Abhilfe schaffen, auch wenn damit das Grundproblem nicht gelöst wird.

Lisa Steinberg stimmte zu, dass zugewanderte und geflüchtete junge Menschen im Übergang Schule-Beruf mit sprachlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Einmal mit Blick auf Zugangsvoraussetzungen zu Angeboten sowie in der Berufsschule. Der praktische Teil im Betrieb kann für die jungen Menschen sehr gut laufen, während sie in der Berufsschule vor Problemen stehen. Sie stimmte mit der Meinung über ein, dass Sport in seiner Wirkung unterschätzt wird und in der beruflichen und sozialen Integration junger Menschen – von Schule bis Ausbildung - eine größere Rolle spielen sollte. Sport könne integrierende Wirkungen entfalten. So ging es zum Abschluss des Gesprächs noch um die Special Olympic World Games in Berlin. Im wettbewerbsfreien Angebot werden Orte für Begegnungen geschaffen, in denen Menschen mit und ohne Behinderung aus verschiedenen Ländern und Kulturen aufeinandertreffen. Solche inklusiven Ansätze müssten selbstverständlicher und breiter im Bereich Sport sowie darüber hinausgedacht und verankert werden.

Die Teilnehmenden bedankten sich für das konstruktive Gespräch und vereinbarten, in gutem Kontakt zu bleiben.