22. Feb 2022 : Rücksprache mit wiss. Mitarbeiterinnen der Bundestagsfraktion DIE LINKE zu bildungspolitischen Fragen mit Bezug zur JSA

22.02.2022

Rücksprache mit wiss. Mitarbeiterinnen der Bundestagsfraktion DIE LINKE zu bildungspolitischen Fragen mit Bezug zur JSA

Am 22.02.2022 zwischen 11:30 - 12:15 Uhr trafen sich via Zoom folgende Gesprächspartmnerinnen:

Silke Michels, wissenschaftliche Mitarbeiterin von Frau Gohlke, und eine der beiden Sprecher*innen der BAG Bildungspolitik der Partei DIE LINKE.
Janneh Magdo, Bildungsreferentin der Bundestagsfraktion seit 2012, Mitglied BAG Bildung und ihres Koordinierungskreises.

Von der BAG EJSA:
Christine Lohn (Geschäftsführung), Claudia Seibold (Referentin Bildung und verbandsinterne Kommunikation), Christiane Weidner (Referentin Migrationspolitik und Koordinierung der verbandlichen Lobbyarbeit).

Gespräch:
Die MdB Nicole Gohlke ist Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung sowie Bildungspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Zudem ist sie Leiterin des BTF-AK „Bildung, Digitalisierung, Demokratie, Innen“. Als stellvertretende Fraktionsvorsitzende war sie kurzfristig verhindert; die beiden zuständigen Referent*innen vertraten die MdB, werden die MdB informieren und den weiteren Austausch sicherstellen.

Themenschwerpunkte im Gesprächsverlauf waren: Corona und Auswirkungen auf die Jugendsozialarbeit, der Koalitionsvertrag mit Blick auf Themen der JSA, Fachkräftemangel und -nachwuchs im KJH und JSA-Bereich, Schulabsentismus und Schulsozialarbeit, Digitalisierung sowie – als Ausblick für künftigen Austausch – die Ausbildungssituation junger Menschen unter Corona-Bedingungen.

Aus Sicht der BAG EJSA greift der KoaV viele wichtige soziale Belange – auch mit Blick auf die Interessen und die Zielgruppe der JSA – auf. Zumeist bleiben die Vorhaben jedoch sehr schwammig formuliert. Die Umsetzung wird daher zu beobachten und kritisch zu begleiten sein. Dazu ist künftiger Austausch somit auch denkbar.
bezüglich des im KoaV bereits konkret genannten „Startchancen-Programms“ (Vgl. Seite 94-95 im KoaV (Version auf der BReg-Homepage) bleibt unklar, was genau die BReg unter „schulischer Sozialarbeit“ versteht und wo diese angedockt werden soll.

Die Linksfraktion hat deshalb eine kleine Anfrage eingereicht (Drucksache 20/667 vom 15.02.2022), in der sie sich nach der Umsetzung und Finanzierung der Vorhaben der Bundesregierung in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung sowie Hochschule erkundigt.
Als eng verbunden mit dem Thema der Schulsozialarbeit wird auch die Problematik des Schulabsentismus angesprochen. Ein großes Manko ist, dass es hierzu keine Zahlen und Daten zur bundesweiten Situation und keine übergreifenden Analysen gibt.

Während die Corona-bedingten Isolation für die meisten jungen Menschen problematisch war, haben manche vom home schooling profitiert, seien hier aufgeblüht.
Die BAG EJSA informierte in diesem Zusammenhang über eine Studie aus Sachsen zum Thema Schulsozialarbeit in Zeiten der Corona-Pandemie. Die ersten drei Zwischenberichte wurden bereits veröffentlicht (vgl.: Evangel. HS Dresden); aktuell werden die Ergebnisse der vierten Erhebungsphase ausgewertet und ein Abschlussbericht zur gesamten Studie erstellt.

Die Frage, ob sich die aktuellen Arbeitsbedingungen negativ auf die am Bedarf gemessen ohnehin bereits zu niedrigen Nachwuchskräftezahlen in den Feldern der JSA auswirken, bleibt offen. Ansonsten sei der Fachkräftemangel in den Feldern der JSA ein bereits länger bestehendes Problem. Die Gründe liegen in den Arbeits- und Rahmenbedingungen. So verhindert v.a. auch die übliche Projektförderung, dass aufgebaute, gut funktionierende Angebote weitergeführt werden. Es braucht deshalb den Aufbau einer flächendeckenden, bedarfsgerechten, festen JSA-Infrastruktur durch wesentlich mehr Dauerförderung.

Zum Thema Digitalisierung – nicht nur im Kontext von Corona, sondern allgemein bzw. mit Blick auf die Zukunft – bestehen auf beiden Seiten gemischte Gefühle und Ansichten.
Diese bürge Chancen, aber auch Gefahren. Weiterer Wandel der Strukturen und Arbeitsweisen wird jedoch wohl zwangsläufig erfolgen; so etwa könnte die Schulpflicht, die mit Präsenzpflicht einhergeht, irgendwann einer reinen „Lernerfolgs-/ergebniskontrolle“ weichen. Und im Bereich der JSA könnte es Beratungserfordernisse und -situationen geben, in denen digitale – mitunter sogar anonymisierte – Angebote hilfreich seien; sie könnten Hemmungen-abbauend wirken, teils niedrigschwelliger sein und ggf. sogar besser das Prinzip der Barrierefreiheit umsetzen. (Siehe dazu die Projekte JMD digital, jmd4you und DIG.IT.) In diesem Kontext wird auf die Problematik von mangelnder Infrastruktur in manchen Regionen hingewiesen oder aber auch von Haushalten, in denen sich die Eltern keine teuren Breitbandverträge leisten können. Deshalb ist es Pflicht, allen Kindern die Bildungsteilhabe auch auf digitalem Weg zu ermöglichen. Aus Sicht der BAG EJSA müsse dies als Teil der Lernmittelfreiheit gesehen werden. Dies entspricht auch Positionierungen der Linkspartei.

Abschließende Vereinbarungen:
Die Gesprächsteilnehmer*innen sind sich einig, dass in Bezug auf Themen wie die vorherrschenden sozialen Disparitäten in der Gesellschaft sowie das Erfordernis der Schaffung von Bildungs- und Chancengerechtigkeit große Nähe besteht. Neben diesen inhaltlichen Überschneidungen erachten es alle Beteiligten auch als wünschenswert, an die aufgebauten guten Kontakte der letzten Legislatur anzuknüpfen und den vertrauensvollen wie konstruktiven Austausch fortzuführen.

Grundsätzlich wurde vereinbart, die Zusammenarbeit zu beidseitigem Gewinn fortzuführen. So könne die politische Arbeit der Fraktion von Erfahrungen, Expert*innenwissen und Fachinformationen profitieren und wiederum der Verband über die Fraktion/ die MdB auf wichtige Themen aufmerksam machen und diese auf die politische Bühne bringen. Aktuell werden seitens der Fraktion zum Thema der Fachkräftesicherung in den der KJH eine kleine Anfrage und ein Antrag vorbereitet sowie eine weitere kleine Anfrage zur Ausbildungssituation junger Menschen unter Pandemie-Bedingungen. Auch hierzu kann die BAG EJSA einen den Text qualifizierenden fachlichen Beitrag leisten.

Mittelfristig wird weiterhin als sinnvoll erachtet, ein (live-)Treffen in größerer Runde zu vereinbaren mit möglichst allen thematisch – im Querschnitt mit den unterschiedlichen JSA-Feldern – betroffenen Akteur*innen. Also den zuständigen BAG EJSA-Referent*innen sowie den entsprechenden MdB neben Nicole Gohlke; so ggf. auch mit der MdB Gökay Akbulut (Sprecherin für Familie sowie für Bürgerschaftliches Engagement (beides Fraktions-AK I) und für Migrationspolitik (AK III)) sowie mit Heidi Reichinnek (Sprecherin für Kinder- und Jugendpolitik sowie für Frauen- und für Senior*innenpolitik (alles im AK I).