Kritik der Haltung - Haltung der Kritik Eine Spurensuche einer subjektorientierten Schulsozialarbeit
Workshop beim DJHT am 14. Mai 2025
Schulsozialarbeiter*innen sind in ihrem Arbeitsalltag vielfältigen Wünschen und Forderungen nach Zusammenarbeit, Unterstützung und Übernahme von Aufgaben ausgesetzt. Der Spagat zwischen Zusammenarbeit und Abgrenzung gehört zum Alltag der Schulsozialarbeit. Im Zusammenwirken aller Akteur*innen am Lern- und Lebensort Schule kollidiert das eigene Selbstverständnis als Sozialarbeiter*in immer wieder mit Erwartungen von Kooperationspartner*innen und Adressat*innen. Um diesen Spagat zu verstehen, lohnt eine schultheoretische Perspektive, die die unterschiedliche Funktionen von Schule nachzeichnet: die pädagogische Förderung auf der einen Seite und die leistungsorientierte Selektion auf der anderen Seite. Eine anwaltschaftliche und partizipative, konsequent subjektorientierte Schulsozialarbeit basiert auf einer Haltung der Kritik gegenüber diesen widerläufigen Funktionen der Schule und lässt diese praktisch werden.
Im Workshop kritisierte Prof. Dr. Constanze Berndt, TU Dresden, zunächst ein Verständnis von Haltung, welches sich appellativ und einseitig an Fachkräfte der Schulsozialarbeit richtet und skizzierte ein kritisch-konstruktives Verständnis von Haltung - eine Haltung der Kritik. Anschließend beschrieb Constanze Berndt Spannungsfelder von Schule und Schulsozialarbeit theoretisch und anhand von Beispielen wie dem Klassenrat und sozialen Kompetenztrainings, die unterschiedliche Interessenlagen, strukturelle Dilemmata der Schule und eigene widersprüchliche Praktiken darstellen.
In einem weiteren Schritt begaben sich alle Teilnehmenden gemeinsam auf eine Spurensuche nach Praktiken einer subjektorientiert-demokratischen Schulsozialarbeit, die Standpunkte, Anliegen und Lebensinteressen der jungen Menschen zum Ausgangspunkt und Motiv ihrer Tätigkeit erhebt und sich in einer konkreten Haltung der Kritik zu schulischen Strukturen positioniert, die diesen Lebensinteressen widersprechen. Über diese Perspektive wurde ein spezifischer sozialpädagogischer Blick der Schulsozialarbeit in kooperativer Distanz zur Schule beschrieben, der die Schule als Lebensort konkret werden lässt und institutionelle Grenzen anwaltschaftlich überschreitet.
In der Präsentation rechts können Sie die Inhalte des Impulsvortrags und die Zusammenfassung der Diskussion nachlesen.