Die BAG EJSA im Gespräch mit MdB Matthias Seestern-Pauly (FDP-BTF)

Am 17. November 2020 war die BAG EJSA im Gespräch mit MdB Matthias Seestern-Pauly (FDP-BTF) zum Thema Schulabsentismus.

Schulabsentismus

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde gibt zunächst Petra Strübel-Yilmaz einen Einblick in die alltägliche Praxis der Schulsozialarbeit. Das erste Problem bereits ist, dass jede Schule unterschiedlich mit der Dokumentation von Fehlzeiten umgeht. Als gelungenes Beispiel schildert sie die Arbeit in einer integrierten Gesamtschule: Im Jahrgangsteam werden Schüler*innen-Fehlzeiten verlässlich dokumentiert, die Fälle im Kolleg*innenkreis besprochen und die Verantwortung zwischen Schule und dem SKA als Jugendhilfeträger klar abgestimmt; von der Kontaktaufnahme zu dem jungen Menschen sowie zu den Eltern, bis hin zur Planung konkreter Hilfen. In dieser Schule werden täglich und zu Beginn jeder Unterrichtseinheit die Abwesenheiten von den Lehrer*innen erhoben. Bei der Feststellung von auffälligen Fehlzeiten sind zunächst diese gefordert, mit dem jungen Menschen in Kontakt zu treten. Bei Bedarf empfehlen sie, die Schulsozialarbeit aufzusuchen.

Auf Matthias Seestern-Paulys Frage, ob die Verortung der pädagogischen Fachkraft direkt an der Schule hilfreicher sei oder es besser wäre, wenn sich die betroffenen Schüler*innen an jemanden außerhalb des Mikrokosmos der eigenen Schule wenden könnten, antwortet Claudia Seibold, dass ein Hand-in-Hand-Gehen am besten sei. Als erste Ansprechperson sei eine vertraute Person hilfreich, für weitergehende Unterstützungsangebote aber Spezialist*innen erforderlich. Petra Strübel-Yilmaz plädiert dafür, je eine „Fachstelle Schulabsentismus“ pro Kommune einzurichten, die in ein multiprofessionelles Kooperations-Netzwerk eingebunden ist.

Matthias Seestern-Pauly betont die Relevanz und den Bedarf digitaler Datenerfassungsmöglichkeiten an den Schulen und sein Anliegen, die Schulsozialarbeit auszubauen. Er verweist auf die beiden von der FDP in den Bundestag eingebrachten Anträge mit den Forderungen nach einer wissenschaftlich fundierten Untersuchung des Phänomens des Schulabsentismus (Drucksache 19/19079 (11.05.2020)) und einem Bundesmodellprogramm (Drs. 19/23830 (30.10.2020). Er hofft, dass diese Anliegen noch in dieser Legislatur beraten und beschlossen werden.

Petra Strübel-Yilmaz schildert als aktuelle Herausforderung, dass die Schulsozialarbeit vor der Pandemie größtenteils unmittelbar und direkt am Ort Schule stattfand. Kontaktdaten der Schüler*innen benötigten die Fachkräfte daher nicht. Deren Austausch erfolgte erst bei bereits vertiefter Beratung. Dies aber erschwerte das Kontakthalten während der Schulschließung sowohl zu den Schüler*innen als auch zu den Lehrkräften.

Alle Gesprächsteilnehmer*innen bedanken sich für den erneut sehr konstruktiven und gewinnbringenden Austausch. Claudia Seibold sagt die Übermittlung eines kompakten Praxisbeispiels für einheitliche schulische Leitlinien zum Umgang mit Schulabsentismus aus Saarbrücken (Link) zu und Matthias Seestern-Pauly sagt zu, die BAG EJSA zu informieren, sobald es Informationen zum Fortgang der Anträge gibt.

Berlin, 17.11.2020 - Christiane Weidner