Zu Weihnachten 2023

15.12.2023

Weihnachten 2023

Liebe Kooperationspartner*innen, liebe Kolleg*innen,

nach den letzten Krisenjahren hat uns das zu Ende gehende Jahr 2023 nicht die Entspannung gebracht, die wir uns so sehr gewünscht haben. Weiterhin bestimmen die Kriegsgeschehen in der Welt die täglichen Nachrichten und in unserem Land wird (wieder) gegen „die Anderen“ polemisiert. Jene, die auf der Flucht sind, weil sie nicht mehr leben können, wo sie geboren wurden. Solche, die den Ansprüchen einer Mehrheit und der durch diese Mehrheit definierten Norm nicht entsprechen. "Allen jungen Menschen die sich nicht zu Hause fühlen" – so schreibt Dorothee Sölle in ihrem Weihnachtsgebet von 1984 treffend.

Junge Menschen haben nicht nur den Wunsch, sondern ein Recht darauf, ihre Zukunft zu gestalten. Manche von ihnen brauchen dazu mehr Unterstützung als andere. Diese jungen Menschen können Sie in den Angeboten der Jugendsozialarbeit treffen: In der Jugendberufshilfe, im Jugendmigrationsdienst, in der Jugendsozialarbeit in Schulen oder den Einrichtungen der Offenen Jugendarbeit als Angebot auf der Schwelle zwischen Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit. Sie treffen sie auch in Wärmestuben, in Obdachlosenunterkünften, in Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete und auf der Straße – im besten Fall geben hier Fachkräfte der aufsuchenden Jugendsozialarbeit Unterstützung, begleiten und ermöglichen Teilhabe.

Ein Teil dieser wichtigen Arbeit finanziert der Bund, andere Teile Länder und Kommunen. Üppig ist die Ausstattung nicht. Aber Träger und Fachkräfte arbeiten engagiert und setzen sich ein für die jungen Menschen. Die Diskussionen um den Bundeshaushalt 2024 haben sehr deutlich gezeigt, wie schnell der Bund sich teilweise oder ganz zurückziehen kann aus einer Projektförderung, wenn er andere Prioritäten setzen muss. Und auch wenn die Bundesförderung für das Programm Jugendmigrationsdienste so beschlossen wird wie in der Haushaltsbereinigungssitzung am 16. November verhandelt, sagt das doch nichts darüber aus, wie sich der Bund für das Jahr 2025 verhalten wird. Über die Unsicherheit zur Weiterführung konkreter Projekte hinaus sendet der Bund auch ein Signal an Länder und Kommunen: Sparen im sozialen Bereich ist in Ordnung. Das hat bereits jetzt Auswirkungen auf die Angebotsstruktur vor Ort.

Das können und wollen wir als Lobbyverband der Evangelischen Jugendsozialarbeit so nicht hinnehmen. Wir machen uns stark für die Rechte junger Menschen und werden unser Jubiläumsjahr 2024 nutzen, um gemeinsam mit den jungen Menschen die notwendigen politischen Entscheidungen zur Förderung junger Menschen einzufordern.

Wir werden uns weiterhin laut und stark äußern. Und deutlich machen: Zukunft ist immer!

Weihnachtsgebet

Laß dein licht leuchten
allen einsamen der welt
allen alleingelassenen und hinterbliebenen
allen jungen menschen die sich nicht zuhause fühlen
und allen verlassenen frauen
laß uns nicht an ihnen vorbeisehen
sondern dein licht des trostes verbreiten
laß die einsamen wissen
daß keiner allein ist
nicht im schmerz
nicht in der depression
nicht in der niederlage um der gerechtigkeit willen
laß uns alle dein licht sehen
damit wir selber licht werden
mach uns stark in deinem licht der
gewaltfreiheit
des gedächtnisses
der solidarität

Dorothee Sölle

Rückblick auf 2023

Neben vielen interessanten Begegnungen und inspirierenden Gesprächen möchten wir an dieser Stelle auf zwei besondere Ereignisse in diesem Jahr hinweisen:

Zum einen haben wir beim Kirchentag in Nürnberg unter dem Motto "Jetzt ist die Zeit" Brücken gebaut - ganz konkret vor Ort mit Jugendlichen aus der Jugendwerkstatt Erlangen und unseren Gästen aus Politik und Gesellschaft - und dabei erlebt, wie Brücken im Sinne von Verständigung und Annäherung entstanden sind.

Ein zweiter Höhepunkt des zu Ende gehenden Jahres war der Fotowettbewerb in Vorbereitung auf das Jubiläumsjahr 2024: Bundesweit beteiligten sich evangelische Einrichtungen und Dienste der Jugendsozialarbeit mit über fünfzig Einsendungen. Die Einsendungen haben uns beeindruckt, teilweise überrascht und auch sehr inspiriert. Unter der Überschrift „Zukunft ist...“ haben junge Menschen über ihre Hoffnungen nachgedacht, Visionen entwickelt, aber auch Ängste dargestellt. Beeindruckende und berührende, aber auch verstörende Bilder sind entstanden.

Die Fotos werden uns im kommenden Jahr begleiten und sind auch in diesem Brief verarbeitet. Vielen Dank für die breite Beteiligung.

Ausblick auf 2024

2024 wird zunächst mit einer gewissen Unsicherheit starten. Die vorläufige Haushaltsführung schafft Unsicherheit an allen Stellen, die von Bundesmitteln abhängig sind. Mitarbeiter*innen sind in unsicheren Anstellungsverhältnissen ...

Für die BAG EJSA ist das Jahr 2024 aber auch ein Jahr des Feierns und der Freude, denn die BAG EJSA wird 75. Dieses Jubiläum werden wir begehen, indem wir an verschiedenen Orten in Deutschland jungen Menschen aus der Jugendsozialarbeit Raum und Zeit geben, mit Mitgliedern des Bundestags ins Gespräch zu kommen. Kleinere Feierlichkeiten mit unseren Gremienmitgliedern, den Mitarbeiter*innen und schließlich ein Festakt im November in Berlin runden das Programm ab.

Wünsche

Geschäftsführung und Mitarbeitende der BAG EJSA in Stuttgart, Berlin und Bonn wünschen Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue Jahr alles Gute und Gottes Segen.

Mit freundlichen Grüßen

Christine Lohn und Hans Steimle
- Geschäftsführung -