Jugendhilfe in der Krise
Jugendhilfe in der Krise
Bunte Lichtakzente, chillige Musik und gemütliche Sofaecken aus Paletten – in diese besondere Tagungsatmosphäre der pax Jugendkirche tauchten die 36 Teilnehmer*innen der Fachtagung „Jugendhilfe in der Krise“. Sie waren vom 7.-8.10. bundesweit nach Leipzig gekommen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln für junge Menschen in prekären Lebenslagen. Eingeladen hatten das Bündnis für Straßenkinder in Deutschland e.V. (BfSK), die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit e.V. (BAG EJSA), die Bundesarbeitsgemeinschaft Streetwork/ Mobile Jugendarbeit e.V. (BAG StW) und der Landesarbeitskreis Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. (LAK MJA Sachsen).
Jonas Poehlmann berichtete von den Ergebnissen der Studie „Marginalisierte und schwer erreichbare Jugendliche und junge Erwachsene“ aus Baden-Württemberg. Darin wurden die Angebotslücken, die langen Wartezeiten und die überforderten Fachkräfte im bestehenden System identifiziert. Die Studie kam zu dem Schluss: „Eigentlich sind nicht die jungen Menschen schwer erreichbar, sondern die Unterstützungsorganisationen.“
Die WDR-Reportage „Jugendämter in Not“ bot einen Einblick in die konkreten Auswirkungen der Krise der Jugendhilfe. Neben den kleinen Kindern, die bei Kindeswohlgefährdung nicht ausreichend geschützt werden können, bleiben oft Jugendliche und junge Erwachsene ebenfalls auf der Strecke – allerdings weniger im Fokus der medialen Aufmerksamkeit. Um diese Zielgruppe der Jugendsozialarbeit ging es vorrangig bei der Tagung in Leipzig-Gohlis und die anwesenden Fachkräfte hatten viel Raum, um zu konkreten Lösungsansätzen in den Austausch zu kommen.
Einen wichtigen Beitrag zum Dialog leisteten die anwesenden jungen Menschen, die ihre aktuelle Lebenssituation, ihre Nöte und ihre Hoffnungen sehr eindringlich schilderten. Sie waren aus Berlin, Hamburg und aus Reichenbach im Vogtland angereist, um von den Erfahrungen der „MOMOS’s – The voice of disconnected youth“ und aus einer Einrichtung der mobilen Jugendarbeit zu berichten. Die Erreichbarkeit einer wohnungslosen Zielgruppe ohne Mailadresse und Handy wurde sowohl von den Adressat*innen als auch von den Fachkräften angesprochen. Ebenso betonten beide Seiten die Bedeutung von Housing first – eine schier unlösbare Aufgabe in der aktuellen Wohnraumkrise der Großstädte. Aufklärung über Rechte, Empowerment und Erfahrungen von Selbstwirksamkeit wurden als Schlüsselbegriffe für konstruktive Lösungsschritte genannt. „Beziehungsarbeit statt Erziehungsarbeit“ war eine Forderung der jungen Menschen. Die Fachkräfte unterstrichen die Bedeutung der Netzwerkarbeit und die Bedeutung der digitalen Räume.
Die BAG EJSA bietet zu streetwork digital// digital streetwork in Kooperation mit der BAG Streetwork/Mobile Jugendarbeit e.V. am 25.11. eine eintägige Fachtagung in Nürnberg an.
Eine Fortsetzung dieses Veranstaltungsformats für 2026 ist in Planung, so die Verantwortlichen der kooperierenden Organisationen.
Eine ausführliche Dokumentation der Tagung folgt.